Der Wiener Prater erstreckt sich auf einem Areal in der Leopoldstadt zwischen dem Praterstern und dem Lusthaus – und darüber hinaus. Der Volksprater, auch Wurstelprater genannt, liegt zwischen der Hauptallee und der Ausstellungsstraße. Das ca. 6.000.000 Quadratmeter große Areal des Praters bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten.
Im Jahre 1162 wird der Wiener Prater als „Pratum“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die zweite urkundliche Erwähnung, diesmal als „Pratter“, stammt aus dem Jahre 1403.
macht Maximilian II. das gesamte Areal zu einem kaiserlichen Jagdrevier.
Haspel und Ringelspiel im Prater, um 1800
Wien Museum, HMW 81546, Kolorierter Kupferstich: Verlag J. Bermann, Wien
Am 7. April gibt Kaiser Josef II., Sohn der Kaiserin Maria Theresia, den „Bratter“ für das Volk frei, „um dort zu reiten, zu fahren [...] und sich daselbst mit Ballonschlagen, Kegelscheiben und anderen erlaubten Unterhaltungen“ (Wienerisches Diarium vom 9.4.1766) zu unterhalten. 66 Weinwirte, 46 Bierwirte, Kaffeesieder, Lebzelter und Fleischselcher siedeln sich an. Neben dem Puppentheater mit dem Hanswurst (auch Wurstel genannt – daher der Name Wurstelprater), der Kegelbahn und den Schaukeln werden nun die ersten Ringelspiele errichtet.
Das erste Praterfeuerwerk wird von Peter Paul Girandolini abgebrannt. Drei Jahre danach werden die Zäune und Gitter um den Wiener Prater entfernt, es folgt die Freigabe des Praters bei Nacht. Die Feuerwerke der Familie Stuwer locken mehr als 100 Jahre lang Schaulustige in den Prater.
Das erste Eisenbahnkarussell bewegt sich im Prater.
Basilio Calafati stellt in der Mitte seines Ringelspiels eine große Chinesenfigur auf. Im Lauf der Zeit wird diese Figur fälschlich als Calafati bezeichnet. Schon in der Zwischenkriegszeit wird sie zu einem Sinnbild für den Prater.
Die Weltausstellung findet in Wien im Bereich des Praters statt. Dies ist der Anlass zum Bau der Rotunde, dem damals größten Kuppelbau der Welt mit einem Durchmesser von 108 Metern und einer Höhe von 85 Metern. Die Erde, die bei dem Bau der Rotunde ausgehoben wird, bildet bis heute den Konstantinhügel an der Hauptallee. Dieser wurde nach Obersthofmeister Fürst Konstantin von Hohenlohe-Schillingsfürst benannt.
Erstmals findet ein Blumencorso auf der Hauptallee statt.
Blumencorso 2016
Das erste Wiener Ponny-Caroussel gibt es im Prater.
Auf den Gründen des ehemaligen Kaisergartens, wo heute das Riesenrad und das Planetarium stehen, wird der erste Themenpark, „Venedig in Wien“, von Gabor Steiner eröffnet – mit Brücken, Palazzi, Kanälen und Gondeln. Bei zahllosen Musikveranstaltungen dirigieren Johann Strauß, Carl Michael Ziehrer und Franz Lehár, aber auch die internationalen Revuen, Varietè- und Kabarettvorstellungen finden großen Anklang.
Venedig in Wien, Sommer-Rodelbahn.
Foto anonym, 1895
Venedig in Wien © Wien Museum
Der erste Kinematograph hält Einzug in den Prater.
Am Rand von „Venedig in Wien“ wird das Riesenrad von der englischen Firma Basset unter Anleitung des Ingenieurs Harry Hitchins in einer Bauzeit von 8 Monaten errichtet. Es ist 65 Meter hoch und verfügt über 30 Waggons. Die Zahl der Waggons wird nach dem Zweiten Weltkrieg auf die heutige Zahl von 15 reduziert.
Blick in den Prater, um 1905 © Wien Museum
Die erste elektrisch betriebene Grottenbahn Europas wird im Prater in Betrieb genommen.
Walfisch-Grottenbahn, um 1930 © Wien Museum
Das Luststpieltheater (ab 1927 Kino) in der (heutigen) Straße des Ersten Mai.
Foto anonym, 1910
Gustav Schäfer gründet den Verein der Praterhüttenbesitzer, dessen erster Obmann er auch wird. Der Verein der Praterhüttenbesitzer ist der Ursprung dessen, was heute der Wiener Praterverband ist.
Der erste Toboggan wird im Prater gebaut.
Der erste Automobil- Blumencorso wird im Wiener Prater veranstaltet.
Das erste Autodrom wird gebaut.
wird der der 100. Todestag von Franz Schubert in Wien mit einem großen Sängerfest gefeiert, das im Wiener Prater auf der Jesuitenwiese stattfindet. Die Eröffnung der Liliputbahn findet auch in diesem Jahr statt.
Als Ort des Vergnügens und der Unterhaltung besteht der Wiener Wurstelprater auch nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 weiter. Da er dem NS-Regime jedoch als „unordentlich“ gilt, wird er umgestaltet. Praterhütten mit fremdsprachigen Benennungen werden umbenannt, an den Attraktionen Hakenkreuzembleme angebracht und Spielzeugflugzeuge mit Maschinengewehren ausgestattet. Der Kasperl „Wurstel“ wird mit einer Zensur belegt und fortan dazu herangezogen, Kindern die NS-Ideologie näher zu bringen. Die bis dahin üblichen „Abnormitätenschauen“ werden verboten, da die Zurschaustellung von Fehlbildungen der auf Gesundheit und Kraft ausgerichteten nationalsozialistischen Wertvorstellung widerspricht.
Praterhüttenbesitzer und Mitarbeiter, die per NS-Definition als jüdisch gelten, werden aus dem Prater vertrieben, ihre Betriebe enteignet und von NSDAP-Mitgliedern und Mitläufern übernommen. Viele unter ihnen werden Opfer der NS-Vernichtungspolitik und kehrten nie wieder in den Prater zurück. (Sarah Knoll, Ein Raubzug durch den Prater, Enteignungen von Betrieben im Wiener Wurstelprater im Nationalsozialismus, unveröffentlichte Diplomarbeit, Wien 2015)
Zu Kriegsende brennt der Wiener Prater ab. Nur 5 Betriebe und 18 Objekte bleiben erhalten. Die Praterhüttenbesitzer beginnen mit dem Wiederaufbau. Am 8. August wird der Verband der Praterunternehmer registriert. Bereits drei Jahre später werden Teile des weltbekannten Spielfilm-Klassikers „Der Dritte Mann“ im Wiener Prater gedreht.
Das Planetarium und das darin befindliche Pratermuseum werden eröffnet.
Der Wiener Prater wird am 7. April 1966 200 Jahre alt. Zu diesem Anlass wird der damals vermehrt als Volksprater bezeichnete Wiener Prater besungen, gefeiert und – vor allem – besucht.
Auf Initiative des Wiener Schaustellerverbandes, gegründet 1971, finden alljährlich ökumenische Gottesdienste im Wiener Prater statt. Zu Beginn werden diese im Autodrom gefeiert, seit 1994 ist das Schweizerhaus der Ort des Zusammentreffens. Vlnr.: Pfarrer Ludwig Drexler, Geistl. Rat Rektor Josef Franzl, Bischöfl. Rat Pater Heinzpeter Schönig SAC und KR Dr. Dipl. Ing. Alexander Schaaf
Gokart, Prater 19/24. Vor 1975, denn der Kettenflieger auf Prater 39 ist noch nicht durch das Round Up ersetzt. © Thomas Sittler
Die 1970er Jahre sind für den Wiener Prater eine Zeit der fließenden Entwicklung und Erneuerung – neue Betriebe und Attraktionen werden errichtet.
Aber auch im Grünen Prater gibt es Veränderungen. Um den letzten fast unberührten Auwald zu erhalten, wird das Mauthner Wasser 1976 zum Naturdenkmal erklärt.
Im Jahre 1977 brennt das Kaffee-Restaurant am Konstantinhügel ab – und wird nicht wieder aufgebaut.
Ein Aufkleber des Wiener Praterverbandes aus den 1980er Jahren.
Bundeskanzler Bruno Kreisky zu Besuch im Wiener Prater. Hier zu sehen mit Obmann KR Eduard Lang.
Kinderrutsche vor Prater 17 um 1990. © Thomas Sittler
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